Benötige ich im S/4HANA Kontext überhaupt noch ein SAP BW?

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Wie Wird sich das Reporting und die Stellung des SAP BW durch S/4HANA verändern?

 

SAP S/4HANA bietet eine Menge Analytics Möglichkeiten und wird durch die enge Integration mit der Analytics Cloud noch mächtiger. Bereits mit Veröffentlichung von S/4HANA kam daher Frage auf, ob ein Data Warehouse überhaupt noch benötigt wird. (Vor)schnell wurden in diesem Zusammenhang Aussagen getätigt, die den Tod des SAP BW hervorgesagt haben. In unserem Artikel möchten dazu eine Einschätzung geben und skizzieren wie sich das Reporting und die Stellung des SAP BW durch S/4HANA verändern wird.

Was ist überhaupt Embedded Analytics?

Zunächst ist es wichtig zu verstehen, worum es sich bei Embedded Analytics handelt. Embedded Analytics ist eine Zusammenfassung von analytischen Fähigkeiten von S/4HANA und zielt darauf ab, virtuelle analytische Datenmodelle anzulegen, um Realtime auf die darunter liegenden Tabellen zuzugreifen. Auf diese virtuellen Datenmodelle können dann Business Apps in Prozessen, analytische Fiori Apps aber auch andere Analytics Werkzeuge (SAC, Tableau etc.) zugreifen – und auch ein DWH für den Abzug von Daten. Embedded ist es, weil es einerseits auf dem operativen System aufbaut und andererseits durch Integration in Business Prozesse die Grenze zwischen Operativem und Analytik aufweicht. 

S4 HANA_SAP BW_Grafik 01
Grafik 01: Virtual Data Models – (VDMs) in SAP S/4HANA

Technisch gesehen baut das virtual data model (VDM) auf ABAP Core Data Service (CDS) Views auf, welche die physischen Tabellen “konsumieren”. In diesen Views können eigene Logiken zur virtuellen Berechnung von Kennzahlen oder Verbindung von zwei anderen Views (z.B. View zu FI-Kopf- und -Positionsdaten o.ä.) implementiert werden. Dieses VDM wird auch für Business-Prozesse von S/4HANA verwendet. SAP liefert ca. 9.000 CDS Views aus, wobei 90% nicht für Analytics bereitstehen.

Früher wurde nicht empfohlen, Reportings direkt auf dem SAP ERP zu betreiben, um die Systemressourcen auf transaktionale Vorgänge zu konzentrieren. Die Ausführung von Berichten sollte nicht das operative Geschäft stören. Mit SAP HANA sind die meisten Einschränkungen dieser Art aufgehoben. Ein Reporting basierend auf S/4HANA ist in der Regel kein Problem. 

Wo liegt der Unterschied zu einem Embedded BW?

Embedded Analytics und Embedded BW werden häufig verwechselt. Seit NetWeaver 7.0 haben ERP Systeme immer ein SAP BW im Bauch – kostenlos. Neben eigenen Reporting Use Cases wird das BW auch technisch genutzt, um bspw. BPC Optimized eine Plattform zu bieten. Es ist als funktionale Erweiterung des ERP bzw. S/4 zu sehen. Nicht empfohlen wird der Einsatz als Enterprise Data Warehouse, um etwa Daten aus verteilten Systemen zu integrieren. Zudem soll es nicht mehr als 20% des gesamten HANA Datenvolumens ausmachen.

Der Einsatz sollte mit Vorsicht erwogen werden. Eine SAP BW/4HANA Migrationsstrategie gibt es nicht und ist auch nicht in Planung. Wie es nach dem Jahr 2027 (Ende Wartung SAP BW 7.5) weiter geht ist völlig unklar. 

Benötige ich auch weiterhin ein separates Data Warehouse?

In der Regel findet man in Unternehmen eine heterogene Systemlandschaft vor. Neben einem S/4HANA wird es weitere Anwendungssysteme geben, z.B. CRM-Systeme oder Systeme in der Produktionssteuerung. Alle Systeme enthalten Informationen, die analytisch relevant sind. Der Wert der Informationen steigt, wenn sie in einem gemeinsamen Kontext gestellt werden. Ein Data Warehouse bietet eine geeignete Umgebung, um Informationen in einen systemübergreifenden Kontext zu stellen. Zwar bietet S/4HANA sehr mächtige Möglichkeiten, in der Regel sind diese aber nicht ausreichend, wenn es um die Integration heterogener Systeme und eine historische Betrachtung von Informationen geht. Somit ergibt sich die Notwendigkeit für ein zusätzliches Data Warehouse.

Wie verändert sich die Positionierung des SAP BW durch S/4HANA?

Die analytischen Möglichkeiten von S/4HANA sollten voll ausgeschöpft werden. Dies betrifft insb. das operative Reporting. Nur die Dinge, die sich darüber nicht gut abbilden lassen, sollten in ein separates Data Warehouse fließen. Es besteht kein Dogma, dass ein Reporting zwingend auf einem DWH basieren muss. Eine optimale, möglichst virtuelle Integration der beiden Welten sichert eine redundanzfreie analytische Basis. 

S4 HANA_SAP BW_Grafik 02
Abbildung 1: Die verschiedenen Möglichkeiten der Cloudarchitektur | isr.de

Ein denkbares Szenario kann bspw. sein, dass in S/4 HANA das lokale (d.h. nicht integrierte) operative Echtzeitreporting stattfindet, ein unternehmensweit integriertes Reporting dagegen weiterhin über das DWH (z.B. SAP BW) bereitgestellt wird. 

Dies ist keine Entwicklung, die sich auf S/4HANA beschränkt. Es gibt vermehrt Systeme neben dem Data Warehouse, die analytische Möglichkeiten mitbringen (z.B. Power-BI-Integration mit MS Navision). Es macht genauso wenig Sinn diese Systeme dogmatisch in das SAP BW zu integrieren, um Berichte nur über das DWH laufen zu lassen, wenn Anforderungen dies nicht nötig machen. 

Das SAP BW bzw. ein Data Warehouse wird auch weiterhin ein wichtiger zentraler Baustein einer virtuellen analytischen Plattform sein, aber eben nicht der Einzige. Es werden hier immer häufiger dezentralisierte verteilte Ansätze zu finden sein. Wichtig ist, eine gute Integration und Orchestration zu erzielen, damit es keine isolierten Lösungen bleiben. Dies gilt für Datenströme genauso wie beim Zugriff auf das so entstehende analytische Net-of-Truth bspw. über eine zentrale Data Virtualization.

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Wir agieren seit 1993 als IT-Berater für Data Analytics und Dokumentenlogistik und fokussieren uns auf das Datenmanagement und die Automatisierung von Prozessen.
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