Projekteskalationen sind nicht ganz ungewöhnlich für IT-Projekte. Was sind typische Ursachen und welche Indikatoren deuten auf eine Projekteskalation hin?
Eskalationen managen – heute doch gar kein Problem mehr, oder? Wofür gibt es denn künstliche Intelligenz? Fragen wir doch mal Chat GPT, was wir tun müssen, wenn es zu einer Eskalation im Projekt kommt. Die Antwort:
„Eine Projekteskalation kann auftreten, wenn ein Projekt nicht nach Plan verläuft und die Beteiligten Schwierigkeiten haben, die Probleme zu lösen. Eine erfolgreiche Eskalation erfordert eine schnelle Reaktion und eine sorgfältige Planung. Hier sind einige Schritte, die Sie unternehmen können, um eine Projekt-Eskalation zu managen.“
Dann zählt Chat GPT die klassischen Punkte auf, die auch in jeder Projektmanagement-Schulung gelehrt werden: Problem erkennen, Kommunikation mit dem Team, Aktionsplan entwickeln und implementieren, über Fortschritte informieren und aus der Erfahrung lernen.
Ok, wir können einige gute Ansätze erkennen, aber hilft das wirklich weiter? Wäre es nicht besser, Indikatoren kennenzulernen, die auf eine mögliche Projekteskalation hindeuten könnten, um dann gezielt Methoden anzuwenden, die gegensteuern?
Was können Ursachen für eine Projekteskalation sein?
Kommunikationsprobleme
Unzufriedenheit bei Stakeholdern
Unklare Verantwortlichkeiten
Konflikte innerhalb des Teams
Ungesunde Fehlerkultur & fehlendes Fachwissen
Sind Projekteskalationen normal?
Ja und nein. Eskalationen im Projekt sind durchaus wertvoll und sollten genutzt werden, wenn sich die Fronten zwischen Projektmitgliedern oder Stakeholdern so verschärft haben, dass das Projekt gefährdet ist. Nichtsdestotrotz macht es Sinn, Projekte so zu planen und aufzusetzen, dass sie möglichst reibungslos verlaufen. Es wäre also gut, wenn wir frühzeitig eine beginnende Glut erkennen und diese löschen könnten. Dazu müsste es Indikatoren und Methoden geben, die im Projekt genutzt werden können, Eskalationen zu vermeiden.
Weiterführende Informationen zum Thema Eskalationsmanagement und den verschiedenen Phasen finden Sie in unserem Blogartikel „Projektmanagement-Methoden. Heute: Eskalationsmanagement bei Projekten“.
Indikatoren einer Projekteskalation – oder: Wie merke ich, dass die Ampel auf gelb springt?
Abbildung 1: Ursachen für eine Projekteskalation und dessen Indikatoren | isr.de
Indikatoren für Kommunikationsprobleme
Kommunikation im Projekt steht an oberster Stelle. Im Normalfall merken wir sehr schnell, wenn bezüglich der Kommunikation etwas in Schieflage gerät.
Werden beispielsweise E-Mails ignoriert oder erfolgt nur eine unzureichende Reaktion auf E-Mails oder Anrufe, sollte die Ampel auf gelb springen. Ebenso verhält es sich, wenn wir beobachten können, dass der Wissenstand innerhalb des Teams große Unterschiede aufweist. Häufig ist dies in Kombination mit Gruppenbildung zu beobachten.
Indikatoren für unzufriedene Stakeholder (Kosten / Ergebnisse / Zeit)
Der regelmäßige Austausch mit und die Unterstützung durch Steakholder ist für den Projektfortschritt unerlässlich. Erscheinen Stakeholder nur noch sporadisch zu Meetings, scheint das Projekt aus dem Fokus zu rutschen, was auf potenzielle Projektgefahren hindeutet.
Ein weiterer Indikator für unzufriedene Stakeholder ist das Verweigern von verbindlichen Aussagen. Gegen Projektende steht in den meisten Fällen die Abnahme des Projekts durch Stakeholder an. Diese kann unter Umständen ebenfalls verweigert werden. In einigen Fällen erhöhen die Stakeholder den Druck auf Projektteilnehmer, indem Sie beispielsweise Ergebnisse anzweifeln, die Dauer des Projektes nicht mehr akzeptieren oder sich über potenziell gestiegene Kosten beschweren. Ein erhöhter Druck seitens der Stakeholder birgt Gefahr für das Projekt, was eine Reaktion vom Projektteam erfordert.
Stakeholder haben aber weitere Möglichkeiten, ihre Unzufriedenheit zu äußern: Ständige Diskussionen über inhaltliche Themen, bewusste Veränderungen der Ziele und fehlende Unterstützung sind nur einige davon.
Indikatoren für unklare Verantwortlichkeiten
Indikatoren für Konflikte innerhalb des Teams
Jeder Mensch ist anders – und das ist auch gut so. Unterschiedliche Charaktere sind wertvoll und förderlich für ein Projekt. In einem Projekt geht es schließlich darum, zusammen ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Schwierig wird es jedoch, wenn Projektmitglieder nicht ehrlich zueinander sind. Merken Sie, dass innerhalb des Projektes gelogen wird? Meistens passiert dies, um sich selbst zu schützen, doch fehlende Offenheit und Ehrlichkeit sind ein Indiz für Konflikte innerhalb des Teams.
Ein weiterer Indikator sind sich ändernde E-Mail-Verteiler. Plötzlich werden Vorgesetzte oder andere „wichtige“ Personen in Kopie gesetzt. Unangenehme Gefühle, Unwohlsein und Unsicherheit können die Folge sein.
Manchmal werden die Konflikte jedoch auch offen ausgetragen. Teammitglieder werden innerhalb von Meetings verbal angegriffen. Spätestens dann sollten alle Alarmglocken läuten.
Indikatoren für ungesunde Fehlerkultur und fehlendes Fachwissen
Methoden in einer Projekteskalation: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt
Regelmäßiger Austausch im Projekt
Dokumentation
Feedback-Runden
Offene Fehlerkultur
Fehler im Projekt sind gewünscht und hilfreich. Das klingt erstmal ungewöhnlich, doch eine positive Fehlerkultur fördert Offenheit, Transparenz und Lernbereitschaft im Umgang mit Fehlern. Anstatt Fehler zu vertuschen und fehlendes Fachwissen zu verbergen, werden Mitarbeiter dazu ermutigt, Fehler offen auszusprechen und Erfahrungen zu teilen. Fehler werden als Gelegenheit betrachtet, aus Ihnen zu lernen und sie zukünftig zu vermeiden.
Weiteres zu dem Themen lesen Sie in unserem Blogartikel „Heiter scheitern im Projekt: Probleme kommen, Lösungen entstehen“. Hier klicken.
Stakeholder-Management
Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen
Sie erkennen, dass Ihren Teammitgliedern Fachwissen fehlt? Reagieren Sie schnell und bieten Sie aktiv Schulungsmaßnahmen an. Allein aus Fehlern zu lernen, reicht hier nicht aus. Sie können versuchen, den Knowhow-Aufbau aus dem Team oder der Unternehmung heraus zu leisten.
Wir würden jedoch empfehlen, externe Weiterbildungsmaßnahmen zu nutzen. Dies hat den Vorteil, dass auf Expertenwissen zurückgegriffen und neue Perspektiven auf ein Thema erschlossen werden können. Oft tauchen neue Ansätze und Ideen für die Arbeit im Projekt auf. Mitarbeiter fühlen sich außerdem wertgeschätzt, wenn Ihnen diese Möglichkeit geboten wird. Nebenbei werden interne Ressourcen bei dieser Vorgehensweise geschont, da die Leistung extern eingekauft wird.
Definieren Sie einen „Projekt-Empath“
Projekteskalation und ISR
Als IT-Beratungshaus haben wir natürlich auch hin und wieder mit Projekteskalationen zu tun. Die Auslöser dafür sind, wie Sie ja nun gelesen haben, vielfältig. Ganz ausschließen kann man sie im Projektgeschäft nie. Aber mit der nötigen Sensibilität und ein paar Kniffs, lassen sich solche Momente in der Regel gut steuern bzw. das Risiko einer Eskalation kann minimiert werden. Projekte stehen und fallen eben auch damit, wie Projektbeteiligte miteinander arbeiten. Auch dank unserer regelmäßigen Projektmanagement-Schulungen, haben unsere erfahrenen ProjektleiterInnen schon so manches vermeintlich „havarierte Projektschiff“ wieder auf Kurs gebracht.
Wie sind Ihre Erfahrungen hierzu? Lassen Sie uns gerne Erfahrungswerte austauschen.
Cihan Klingsporn
Senior Account & Marketing Managerin
Business Process Automation
cihan.klingsporn@isr.de
+49(0)151 422 05 471