Digitale Reifegradmodelle gibt es viele. Wie unterscheiden Sie sich? Was sind typische Untersuchungsdimensionen? Und müssen Sie bei der Auswahl berücksichtigen?
Was Sie hier erwartet – ein Überblick
1. Digitale Reifegradmessung weckt und schärft das Bewusstsein
2. Digitale Reifegradmodelle und dessen Kategorien
3. Digitale Reifegradmodelle und dessen Untersuchungsdimensionen
4. Kein digitales Reifegradmodell gleicht dem anderen
5. Digitale Reifegradmodelle: Unsere Einordnung der Studienergebnisse
Digitale Reifegradmodelle (engl. Digital Maturity Model) sind in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Fast jedes Beratungshaus, jeder „Digitalisierungspartner“ und auch wissenschaftliche Institute, Kompetenzzentren und Verbände bieten Modelle und Methoden zur Messung des Digitalisierungsgrades von kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland an.
Mit einer vergleichenden Untersuchung zu den Messkriterien von digitalen Reifegradmodellen hat das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste deshalb versucht, Transparenz in die Vielzahl am Markt vorhandener digitaler Reifegradmodelle zu bringen.
Wir wollen die Ergebnisse mit diesem Blogpost für Sie zusammenfassen und einordnen. Die vollumfassende Publikation können Sie sich hier anschauen.
Digitale Reifegradmessung weckt und schärft das Bewusstsein
Kleine und mitteständische Unternehmen stehen nicht erst seit heute vor der Herausforderung, den digitalen Überblick zu behalten und die richtigen Digitalisierungsaktivitäten zu identifizieren und zu starten. Begrenzte Budgets müssen sinnvoll und erfolgreich eingesetzt werden; häufige Fehlversuche und digitaler Aktionismus sind zu vermeiden. Es kommt mehr denn je auf die Fähigkeit einer Organisation an, die sich bietenden Chancen und das Innovationspotenzial neuer Technologien einerseits und die disruptiven Potentiale andererseits zu erkennen und zielorientiert zu nutzen bzw. abzuwehren. DigitalisierungWas bedeutet Digitalisierung?Digitalisierung ist im Allgemeinen die Umformung von analogen… erfordert also Strategie!
Eine gut designte und durchgeführte digitale Reifegradmessung sollte daher das Bewusstsein für Digitalisierung und den bestehenden Handlungsbedarf im betrachteten Unternehmen wecken! Neben dem aktuellen individuellen Stand sollte die Reifegradmessung zudem konkrete Handlungsbedarfe hinsichtlich der betrachteten Untersuchungsdimensionen und ihren digitalen Transformationsmöglichkeiten liefern.
Digitale Reifegradmodelle und dessen Kategorien
In der oben genannten Studie wurden mehr als 40 Reifegradmodelle evaluiert. Die folgenden vier Kategorien für digitale Reifegradmodelle konnten hieraus abgeleitet werden:
In konzeptionellen Modellen werden die theoretischen Grundlagen für Reifegradmodelle entwickelt. Sie beschreiben i.d.R. Anforderungen und Vorgehen für eine Reifegradmessung. Eine konkrete Anwendung und Markterprobung bleiben häufig aus.
Abbildung 1: Auswahl der in der Studie betrachteten digitalen Reifegradmodelle | isr.de
Digitale Reifegradmodelle und dessen Untersuchungsdimensionen
Digitale Reifegradmodelle versuchen i.d.R. mit Hilfe sogenannter Selbsteinschätzungen relevante Dimensionen der Digitalisierung zu erfassen. Auf Basis von Fragekatalogen sollen dabei verschiedene Dimensionen bzw. Indikatoren, die diese Dimensionen beschreiben bzw. beeinflussen erfasst werden. Die Fragen versuchen dabei, den „Erfüllungsgrad“ der Indikatoren für eine Dimension möglichst gut zu erfassen. Je höher die Zustimmung bzw. der Erfüllungsgrad, desto höher die Punktzahl und somit der digitale Reifegrad in der einzelnen Dimension bzw. des Unternehmens.
Die Studie hat auf Basis einer Auswahl von 19 Reifegradmodellen und deren Fragenkataloge mittels Topic Modelling 9 Themencluster bzw. Untersuchungsdimensionen identifiziert:
Kein digitales Reifegradmodell gleicht dem anderen
Bei den untersuchten Reifegradmodellen gibt es bzgl. der abgedeckten Cluster teilweise zwar deutliche Überschneidungen. Jedoch setzen die einzelnen Modelle auch jeweils deutlich unterschiedliche Schwerpunkte und behandeln unterschiedliche Themen.
Dies führt im Ergebnis dazu, dass die Modelle das Thema Digitalisierung unterschiedlich auffassen und auch messen – kein Modell gleicht hier dem anderen! Es gibt keinen Standard für digitale Reifegradmodelle und demnach auch nicht den einen richtigen Digitalisierungsgrad.
Digitale Reifegradmodelle: Unsere Einordnung der Studienergebnisse
Für ein Unternehmen, welches eine digitale Reifegradmessung durchführen möchte, bedeutet dies konkret, dass es darauf achten sollte, welche (Untersuchungs-)Dimensionen ein konkretes Modell beleuchtet. Denn nur wenn ein Reifegradmodell auf Dimensionen fokussiert, die das Unternehmen auch beeinflussen kann, können die Durchführung selbst und das Ergebnis bzw. mögliche Handlungsempfehlungen einen konkreten Nutzen für das Unternehmen stiften.
Insbesondere sollte ein Unternehmen oder auch eine Beratung darauf achten, dass das eingesetzte Modell und die konkrete Reifegradmessung sogenannte Digitalisierungshemmnisse berücksichtigt. D.h., es sollte insbesondere thematisiert werden, was ein KMU daran hindert, digitaler zu werden!
Wie checkt ISR Ihre digitale Reife?
Der ISR Digital Maturity Check basiert in seinen Grundzügen auf dem bereits oben erwähnten und gleichnamigen Modell des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen.
Der ISR-Ansatz verwendet dabei jedoch nicht nur das Konzept der Selbsteinschätzung, sondern ergänzt das bereits umfassende und gut skalierbare St. Gallen Modell um den Einbezug unternehmensinterner (Prozess-) Daten sowie die Komponente der Experteneinschätzung. Dies ermöglicht den ISR-Beratern nicht nur, ein möglichst detailreiches und unternehmensspezifisches Bild des Digitalisierungsstandes zu erzeugen, sondern auch passende Handlungsempfehlungen zu entwickeln.
Abbildung 2: Die verschiedenen Möglichkeiten der Cloudarchitektur | isr.de
Birger van der Spek
Managing Consultant
Business Process Automation
birger.vanderspek@isr.de
+49(0)151 422 05 453