T-Shaped People machen den Unterschied: Agile Teamarbeit mit agilen Köpfen

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Agiles Projektmanagement fängt im Kopf der Entwickler an. Welche Möglichkeiten eröffnet die systematische Nutzung von bestimmten Softskills?

In der Unternehmenswelt nicht mehr wegzudenken: die (Zusammen-)Arbeit in Teams. In der Software-Entwicklung und der angesagten agilen Vorgehensweise ist die gemeinsame Arbeit in Teams elementarer Bestandteil. Dabei stolpert man immer mal wieder über den Begriff der „T-Shaped People“ – der zuletzt wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen hat, aber warum eigentlich?

Es braucht mehr als Fachwissen: von I-Shaped zu T-Shaped

Eine Unternehmung lebt von den Dingen, die die Mitarbeiter:innen tun. Deshalb ist es die zentrale Aufgabe von HR, die fähigsten Kandidaten zu rekrutieren. Diese einfache Logik konnte lange mehr oder weniger einfach bedient werden: Ich brauche einen technischen Consultant, also suche ich einen technischen Consultant; ich brauche einen Anwendungsentwickler, also suche ich einen solchen Entwickler.
Aber: Ein Consultant ist kein Entwickler und umgekehrt!?

Experten können selbstverständlich in ihrem jeweiligen Fachgebiet tiefergreifendes Wissen und Erfahrung vorweisen. Die heutige Arbeitswelt ist geprägt von starker Vernetzung und tendiert immer mehr Richtung Wissensarbeit. Die Bedingungen haben sich insofern verändert, als dass eine zu starke Vertiefung (also I-Shaped) zu Lasten weiterer Skillsets oder Know how geht.
Nicht, weil das Fachwissen unnütz wird (ganz im Gegenteil, Fachkräfte werden bekanntlich dringend gesucht), sondern, weil zusätzlich noch andere Fähigkeiten benötigt werden. Mit Scheuklappen seiner eigenen Arbeit nachgehen wird also schwierig.

Die verschiedenen Arten der Expertise:
I, X, T-Shaped

Unternehmen stehen heutzutage mehr denn je vor der Herausforderung ihre Teams bzw. Mitarbeiter „bunt“ zu mischen. Dies bezieht sich nicht nur auf die sogenannte Diversity, sondern eben auch auf die verschiedenen Qualifikationsprofile, wie in Abbildung 2 exemplarisch dargestellt.
Neben Fachwissen tut sich die Dimension der Softskills auf. Hierzu zählen Fähigkeiten wie

  • Organisations- und Kommunikationsfähigkeit
  • Empathie
  • Kreativität
  • Sozialkompetenz

Bildlich gesprochen siedelt sich das Fachwissen vertikal an, da es in die Tiefe geht, und einen Experten in einem Gebiet kennzeichnet. Softskills dagegen, siedeln sich horizontal an, da diese Fähigkeiten in die Breite gehen. Dazu kommt auch Fachwissen, das nicht besonders tiefgehend, dafür allerdings in mehreren Gebieten vorhanden ist. Daraus ergeben sich einige Formen (siehe Abbildung 2), die ein Profil ausmachen.

Der Agile-Ansatz für clevere Lösungsentwicklung

Die individuelle Shape aller Mitarbeiter:innen nimmt die Projektmanagement Methode Scrum auf. Es ist ein Rahmenwerk zur Verteilung von Expertise, Verantwortung und Planung in der agilen Softwareentwicklung. Bei dieser Form des Agile-Ansatzes geht es vor allem um Freiheit, Effizienz und das Erarbeiten eines immer besser werdenden Produkts.
Die Arbeitsverteilung wird in einzelnen Rollen realisiert, die im Scrum-Modell miteinander wirken.
Wie passen diese Rollen mit den Shapes zusammen?

I-Shaped People

Sind, wie schon erwähnt, absolute Expert:innen auf ihrem Gebiet und haben tiefgehendes Wissen, das sie sehr wertvoll macht. Allerdings ist es möglich, dass ihnen die Fähigkeit fehlt, sich im Gefüge ihrer Teams und Stakeholder richtig darzustellen und richtig zu interagieren.

Das Development-Team arbeitet operativ an der Lösung des vorhandenen Geschäftsproblems. Sie sind die Experten und Umsetzer der Operation und zu ihnen fließt das gesammelte Feedback. Sie müssen sich (in der Theorie) um wenig anderes kümmern als das Produkt und seine Funktionalität. Offensichtlich eignen sich hier I-Shaped People sehr gut. Jemand, der für Softwareentwicklung brennt und sich nicht durch Ressourcenprobleme einschränken möchte, ist im DEV-Team optimal aufgehoben. Dort zählt seine fachliche Arbeit, denn ohne sein tiefgehendes Verständnis sind Kreationen und Optimierungen unmöglich .

T-Shaped People

Sind Personen, die ein Fachgebiet haben, das sie beispielsweise studiert oder in dem sie lange gearbeitet haben. Zusätzlich zu diesem tiefgehenden Wissen, sind sie allerdings auch noch mit einigen anderen Skills ausgestattet. Sie besitzen die Fähigkeit, die wichtigsten Informationen angrenzender Felder zu durchdringen und finden sich deshalb außerhalb ihrer eigenen Profession schnell zurecht. Häufig zeichnen sie sich zusätzlich durch ausgeprägte organisatorische, kommunikative Softskills aus. Diese qualifizieren T-Shaped People dazu mehr strategisch und steuernd zu arbeiten.

Der Product Owner arbeitet am Konzept und der Vision des fertigen Outputs. Zusammen mit Stakeholdern (Kunden, anderen Fachbereichen, Interessensgruppen) erarbeitet er die Problemsituation und einen Lösungsansatz. Die Anforderungen an das Endprodukt fasst er in einem sogenannten Produkt-Backlog zusammen. T-Shaped People eigenen sich genau für diese Stellung. Durch ihre punktuelle Expertise, ihre Wahrnehmung bereichsübergreifender Zusammenhänge und ihre ausgezeichnete Sozialkompetenz sind sie fähig die Umsetzung des Projekts zu überwachen.

T-Shaped People
Abbildung 1: Beispielhafte Verteilung der Qualifikationen von T-Shaped People | isr.de

X-Shaped People

Neben den erläuterten Qualifikationsprofilen tut sich noch eine dritte Art auf: sogenannte X-Shaped People führen die Entwicklung von I zu T weiter und bilden meist eine Gruppe von Managementpersonal. Spezifisches operatives Arbeiten, das entsprechendes Fachwissen verlangt, fällt nicht in ihr Aufgabengebiet. In dieser Hinsicht sind sie eher Generalisten, die von vielem etwas verstehen. Die X-Form symbolisiert das Zusammenführen von verschiedenen Fachbereichen, Teams oder Unternehmen. X-Shaped People sind, noch mehr als T-Shaped People, interpersonal sehr geschickt und das meist von sich aus, ohne es gelernt zu haben. Sie verstehen es, Menschen zusammen zu bringen, um die Bedingungen zu schaffen, bestmöglich zusammen zu arbeiten.

Der Scrum Master übernimmt übergreifende Verantwortung für die infrastrukturelle Reibungslosigkeit des Projekts. Dazu ist es nötig dem Prozess und dem Team alle möglichen Ressourcen zu stellen und kompetenter Ansprechpartner für verschiedenartige Anfragen aus allen Richtungen zu sein. Inhaltlich ist er weniger involviert. X-Shaped People fallen nahtlos in dieses Amt, denn sie besitzen die Fähigkeit Menschen zusammen zu bringen, Teams zu koordinieren und die richtigen Voraussetzungen zu schaffen, damit ein erfolgreicher Sprint zustande kommt.

I, X und T-Shaped People, Qualifikationsprofile
Abbildung 2: I, T und X-Shapes zeigen die verschiedenen Qualifikationsprofile | isr.de

Die Welt teilt sich nicht in I, X oder T-Shaped People

Diese drei „Prototypen“ moderner Mitarbeiterprofile haben natürlich, wie alles menschliche, fließende Grenzen. Kein Mensch ist pur I-Shaped, oder T-Shaped. Keine X-Shaped Person hat nicht doch ein spezielles Fachgebiet, in dem tiefergehendes Wissen vorhanden ist. So lässt sich das „Alphabet“ der Persönlichkeitsprofile weiterführen:

  • M-Shaped People
    wie T-Shaped, aber mehrere Fachgebiete
  • Pi-Shaped People
    wie T-Shaped, aber zwei voneinander entfernte Fachgebiete
  • Y-Shaped People
    wie I-Shaped, aber mit zwei anderen oberflächlich bekannten Themenbereichen

Teamdiversität als Schlüssel zum Erfolg

Es zeigt sich, dass nicht alle Menschen im Unternehmen gleich sein können. Ein I ist kein T, ein T ist kein X und schon gar kein I. Trotzdem werden alle gebraucht, damit ein gemeinsames Ziel erreicht werden kann. Bei interdisziplinären Teams kommt es darauf an, Fachwissen, Koordination, Organisation und andere Softskills gewinnbringend zu orchestrieren. Softskills sind weniger greifbar, damit weniger quantifizierbar, allerdings bilden sie einen extremen Mehrwert in der Zusammenarbeit von Teams.

Diversität zeigt sich also nicht nur im Können der Mitarbeiter:innen (=Interdisziplinarität), sondern auch in der Denkweise, die sich ebenso ergänzen muss wie die operative Schaffenskraft.

„Crossfunctional Teams brauchen T-Shaped People“

Martin Jahr, Senior Manager Business Process Automation bei ISR

 

In einem agilen Projekt und dessen Feedback schleifen, bleibt Austausch nie auf der Strecke. Experten sind im wechselseitigen Austausch mit anderen (wie Führungskräften, Kunden, usw.). Unausweichlich bilden sich neue Kenntnisse und Fähigkeiten aus, die auf breiter Ebene genutzt werden können. Auch gezielte Coachings und Fortbildungen können Softskills schnell aufbauen. Einerseits benötigt ein agiles Projekt T-Shaped People, andererseits kommt niemand aus einem solchen Projekt wieder heraus, ohne sich in verschiedene Richtungen weiterentwickelt zu haben. Die Veränderung der Mitarbeiter:innen durch konstantes Lernen schafft agile Lösungen. Und agile Scrum-Teams sind ein wertvolles Gut.

Neugierig geworden?

Mit mehr als 28 Jahren Erfahrung in der Entwicklung von Prozesslösungen haben wir schon einiges an Projektmanagement erlebt – sei es klassisch, agil oder hybrid. Wenn Sie mehr dazu erfahren möchten, Fragen zu Design Thinking oder Scrum haben, dann sprechen Sie uns gerne an.

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