Ist die Datasphere der Nachfolger des SAP Business Warehouse?

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SAP hat die Data Warehouse Strategie geschärft. Datasphere ist SAP’s strategische applikationsgetriebene Cloud Data Warehouse Lösung und somit Fokus künftiger Investitionen und Innovationen von SAP.

In der Vergangenheit war das SAP BW der gesetzte applikationsgetriebene Ansatz von SAP. Ist Datasphere damit das Ende des SAP BW und dessen Nachfolger?

Ist das SAP BW tot?

SAP bietet mit SAP BW/4HANA, SAP HANA SQL Data Warehousing und SAP Datasphere drei verschiedene Data-Warehouse-Lösungen. Der strategische Fokus von SAP liegt auf Public Cloud Produkten basierend auf der Business Technology Platform (BTP). Weiterentwicklungen und künftige Innovationen sind nur noch in diesem Bereich zu erwarten. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass alle davon abweichenden Lösungen nicht mehr intensiv weiterentwickelt werden. Datasphere ist SAP’s strategische applikationsgetriebene Cloud Data Warehouse Lösung und somit Fokus künftiger Investitionen und Innovationen von SAP.

Grafik - On-Premise vs. Private Cloud vs. Public Cloud
Abb. 1: On-Premise vs. Private Cloud vs. Public Cloud | isr.de
Grafik - On-Premise vs. Private Cloud vs. Public Cloud
Abb. 1: On-Premise vs. Private Cloud vs. Public Cloud | isr.de

Was bedeutet dies für das SAP BW? Gehört das SAP BW noch zum strategischen Portfolio der SAP? Ist damit das SAP BW tot? 

Nein, (noch) nicht. BW/4 HANA ist weiterhin als strategische applikationsgetriebene Lösung für onPremise und private Cloud Data Warehousing gesetzt. Mit der Option private Cloud ist BW/4 zudem Teil von Rise with SAP. SAP hat BW/4 HANA zudem eine Perspektive bis zum Jahr 2040 gegeben. Dies sorgt für eine gewisse Investitionssicherheit.

Ist die Datasphere der Nachfolger des SAP Business Warehouse?

Durch die strategische Fokussierung auf das Cloudangebot von SAP, wird künftig primär in die Datasphere investiert. Langfristig kann man die Datasphere als Nachfolger des Business Warehouse ansehen. Dazu passt, dass mit der BW Bridge Migrationsmöglichkeiten für Teile von BW Systemen bestehen. Jedoch geht damit einher, dass Firmen bereit sein müssen für die Public Cloud. Strategisch gesetzt ist BW/4 weiterhin für on Premise und private Cloud Ansätze.

Ist das SAP BW noch zukunftsfähig? Sollte ich noch ein SAP BW Projekt starten?

SAP BW Kunden, die überlegen Ihr Data Warehouse durch Einführung von SAP BW/4 HANA zu modernisieren stehen vor der Frage, ob dies (noch) sinnvoll ist. Aus unserer Sicht ist es immer noch eine valide Option BW/4 HANA einzuführen. Die Investition ist keine Sackgasse. Treiber dieser Einschätzung sind:

  1. SAP BW/4 HANA wird seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt und kann so ziemlich jeden Data Warehouse Use Case abbilden.  Es ist einfach ausgereift und ready-2-use. 
  2. Support bis 2040. Dies sind 18(!) Jahre und damit eine (sehr) sehr langfristige Bestätigung der Investitionssicherheit.
  3. Letztlich bietet die BW Bridge die Option Teile von SAP BW Entwicklungen in die Datasphere zu überführen. Eine gewisse Cloud Perspektive besteht somit.
Grafik: ist das BW noch zukunftsfähig?
Abb. 2: Ist das BW noch zukunftsfähig? | isr.de

Wir empfehlen, dass SAP BW Kunden die Entwicklung der Datasphere sehr genau beobachten. Gleichzeitig sollten sich Kunden nicht verunsichern lassen, jedoch Möglichkeiten hybrider Architekturen zusammen mit der Datasphere betrachten. 

Chancen hybrider Architekturen mit der Datasphere

Wir sehen viele Chancen und Vorteile in der Kombination von SAP BW Systemen mit der Datasphere. Wir möchten dies anhand der nachfolgenden Szenarien skizzieren. 

Interessieren Sie sich für die Chancen hybrider Architekturen mit der Datasphere? Dann schauen Sie sich doch mal unseren ausführlichen Blogartikel zu diesem Thema an: Hybride SAP HANA Data Warehouse Lösungen im Überblick.

Accelerate Analytics

Kunden können Data Marts klassischer SAP BW Systeme in die Datasphere überführen. Zum Einen wird das Reporting durch Replizierung der SAP BW Daten beschleunigt aufgrund des Wechsels in die HANA Cloud. Auf der anderen Seite erhalten Kunden mit der (embedded) Analytics Cloud ein sehr modernes Frontend. Die genannten Mehrwerte stellen sich relativ schnell ein, weil die Anbindung von SAP BW Systemen schnell und einfach machbar ist. 

Das Szenario eignet sich für Kunden, die ein historisch gewachsenes SAP BW System haben und im Prinzip zufrieden sind mit der Datenqualität aber von den o.g. Vorteilen profitieren möchten. Zudem können in der Datasphere die SAP BW Daten erweitert werden um Daten aus anderen Systemen (z.B. S/4, etc.)

Abb. 3: Accelerate Analytics | isr.de

Die Datasphere für Self-Service Data Preparation

SAP positioniert die Datasphere ausdrücklich auch im Bereich Self Service Preparation. Durch die nutzernahe Datenmodellierung sehen wir bereits heute viel Potential. Die Analytics Cloud bietet keine umfassende Data Preparation Möglichkeit. SAP BW/4 HANA ebenfalls nicht. Wir erleben es oft, dass Fachbereiche sich andere Lösungen suchen, welche dann aber nicht in die IT-Systemlandschaft integriert sind. Daher kann mit der Datasphere sehr gut die Lücke ausfüllen und bietet Fachbereichen viele Freiheitsgrade bei gleichzeitiger Einbindung in die IT-Systemarchitektur. Durch die Möglichkeit von SQL-Script und Data Flows von Data Intelligence stehen zudem mehrere Wege offen, um Logiken zu implementieren. In dem Schaubild unten ist skizziert, wie das Zusammenspiel aus einem EDWH, anderen Lösungen und der Datasphere funktionieren kann. Bspw. kann die IT einen IT-Governed Space bereitstellen mit qualitätsgesicherten Datenmodellen für Standardberichte etc. Darauf aufbauend lassen sich eigene Erweiterungen in den Line of Business Spaces erstellen. Perspektivisch können wir uns auch sehr gut vorstellen, dass die Datasphere als virtueller semantischer Layer über sämtliche Systeme hinweg fungiert (s.u. Data Virtualization).

Abb. 4: Self-Service Data Preparation | isr.de

SAP BW/4HANA und Datasphere

Das BW/4 HANA hat Schwächen im Bereich von Self Service Data Preparation. BW Workspaces sind nie eine gute Option gewesen. Wir sehen viele Chancen in einer hybriden Architektur aus BW/4 HANA mit der Datasphere. Technisch gesehen gibt es verschiedene Optionen zur Integration der Lösungen.

Abb. 5: SAP BW/4HANA und Datasphere | isr.de

1. Remote Tables / Datenbankverbindung:

BW/4 HANA wird hier als Remote Source verbunden und es lassen sich Daten in dem Data Layer anbinden. Das Szenario ist schnell umsetzbar. Jedoch kennt die Datasphere so keinerlei Semantik. Aus Sicht der Datasphere sind die BW Objekte nur „Tabellen“. Verfolgt man nur diesen hybriden Ansatz, muss man die Semantik in der Datasphere manuell neu anlegen – also bspw. Definieren was eine Kostenstelle ist etc.

2. BW/4 HANA Model Transfer:

Im Gegensatz zur einfachen DB Verbindung, wird bei der Model Transfer Connection die BW Query verbunden. Die Datasphere liest hierbei neben der notwendigen DB Connection auch die Semantik aus und legt die notwendigen Objekte im Business Layer an. Die Art der Verbindung hat den großen Vorteil, dass die manuelle Modellierung des Business Layers nicht notwendig ist. Andererseits hat man bei der ersten Option mehr Freiheitsgrade in der Modellierung, wenn eine Business Entität abweichend zu BW/4 HANA definiert werden soll in dem bspw. die Daten des BW zu einer Entität erweitert werden sollen um externe Daten.

3. BW Bridge:

Die neueste Option ist die BW Bridge. Mit der BW Bridge wird keine Brücke geschaffen zwischen einem bestehenden on Premise BW/4 HANA System und DataWarehouse Cloud geschaffen. Vielmehr ist die BW Bridge selbst eine BW/4 HANA Umgebung, die in der HANA Cloud läuft und ein Datasphere Feature ist. Über einen Bridge Space werden die BW Datenmodelle in die Datasphere integriert. Die Bridge bietet die Option bestehende BW Systeme in die Cloud zu migrieren / zu überführen. Jedoch sollte beachtet werden, dass die Bridge aus BW Sicht nur eine eingeschränkte Funktionalität (siehe Note 3117800) bietet. Durch die BW Bridge bekommt die Datasphere Zugriff auf SAPI Extraktoren klassischer SAP ERP Systeme sowie den BI Content. Damit kann schnell ein Reporting aufgesetzt werden. Bspw. kann in dieser „hybriden“ (wir sprechen von hybrid als Kombination von BW mit Datasphere Funktionalitäten) Architektur, die BW Bridge die Aufgabe des Ingestion Layer von SAP ERP Daten dienen inkl. der SAP ERP Semantik. In der Datasphere können dann bedarfsgerecht Erweiterungen durchgeführt werden.

Grafik: Hybride Szenarien
Abb. 6: Hybride Szenarien | isr.de

Die Datasphere für Data Warehouse Virtualization

In der Datasphere können mit dem Business Builder semantische Entitäten definiert werden (z.B. Dimension Kostenstelle, etc.). Die Definition dieses semantischen Layers ist rein virtuell und damit entkoppelt von dem physischen Data Layer.

Grafik: Data Warehouse Virtualization
Abb. 7: Data Warehouse Virtualization | isr.de

Wir können uns daher gut vorstellen, dass die Datasphere eine unternehmensweite Semantik zentral definiert und dem Reporting zur Verfügung stellt. Aus Sicht des Frontends ist die eigentliche Datenquelle nicht wichtig. Der virtuelle Layer der Datasphere ist der zentrale Einstiegspunkt. Auch eine Kombination mit bisherigen „Schatten“ Lösungen von Fachbereichen, welche virtuell in die Datasphere integriert werden, können wir uns vorstellen.

Datenvirtualisierung ist nach Analysen von BARC und Gartner eines der großen Themen, in das Unternehmen in den kommenden Jahren vor dem Hintergrund einer möglichst flexiblen und agilen Architektur verstärkt investieren wollen.

Im Vergleich zu anderen Anbietern (wie bspw. Denodo) bietet die Datasphere hier deutlich bessere, und vor allem SAP-native, Integrationsmöglichkeiten mit den SAP Cloud- und On-Premise-Produkten, und bietet sich daher gerade für diejenigen Kunden an, die überlegen wie sie mit ihren bestehenden BW/4 oder S/4 Systemen den Schritt in Richtung Datenvirtualisierung und Hybrid-Cloud machen können.

Wie sieht die aktuelle SAP Data Warehouse Strategie aus? Schauen Sie sich jetzt unseren neuen Blogartikel zu diesem Thema an.

Exkurs: Wie wachsen die Analytics Cloud und Datasphere zusammen?

Bei der strategischen Betrachtung der Datasphere, sollte auch die zunehmende Integration mit der Analytics Cloud berücksichtigt werden. Langfristig wird die Analytics Cloud sehr eng mit der Datasphere zusammenwachsen. Zwar ist die Analytics Cloud kein Nachfolger der BEx Suite, jedoch bietet SAP (bald) wieder ein Komplettangebot (Lizenzaspekte können wir nicht beurteilen) an bestehend aus Data Warehouse, Analytics und Planung.

Grafik: Analytics Cloud und Datasphere
Abb. 8: Analytics Cloud und Datasphere | Quelle: SAP

SAP BW/4HANA ist tot? Lang´ lebe BW/4HANA und Datasphere – Gemeinsam!

Das SAP BW/4 HANA ist nicht am Ende. Viele unserer Kunden führen BW/4 HANA Systeme komplett neu ein. Kunden erhalten eine sehr ausgereifte Lösung, bei der sie sicher sind, dass Ihr Projekt ein Erfolg werden kann. Es gibt eine sehr langfristige Perspektive und SAP-Roadmap. Die BW Bridge bietet zudem Wege in die Datasphere für Teile der Entwicklungen.

Gleichzeitig empfehlen wir, die Datasphere in die Betrachtung einzubeziehen. Strategisch ist Datasphere gesetzt und Fokus der Investitionen von SAP. Aus strategischer Sicht kann die Datasphere als Nachfolger von BW/4 HANA betrachtet werden.

Mag es sein, dass die Datasphere heute noch nicht für jeden Use Case geeignet ist, sehen wir in hybriden Architekturen zusammen mit SAP Datasphere schon heute viele Vorteile.

Die Geschwindigkeit der Datasphere Weiterentwicklung ist sehr hoch. Die Einschätzungen unseres Beitrags müssen daher im Kontext des Zeitpunkts der Erstellung betrachtet werden. In ein paar Monaten wird ein Update der Einschätzungen notwendig sein.

Wir empfehlen die Datasphere daher in Ihre Architekturüberlegungen einzubeziehen.

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KONTAKT

Christopher Kampmann
Senior Manager
SAP Information Management

christopher.kampmann@isr.de
+49 (0) 151 422 05 411

Über ISR

Die ISR Information Products AG ist Ihr Experte für Analytics, Prozess-Digitalisierung und Application Management. Mit Blick auf die Bedürfnisse namhafter Kunden konzipieren, modernisieren, implementieren und betreuen unsere ca. 250 Mitarbeiter an sechs Standorten IT-Architekturen, Software-Lösungen und IT-Infrastrukturen. Das Ziel: Ihnen die wirtschaftliche Nutzung von Daten zu ermöglichen.

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