SAP Datasphere – Das Ende des SAP Business Warehouse?

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Die Datasphere ist das neuste Data-Warehouse-Produkt von SAP. Die am weitesten verbreitete SAP DWH Lösung ist bisher das SAP Business Warehouse (BW).

Was passiert nun mit dem SAP BW? Ist die Datasphere das schleichende Ende von SAP BW? Mit diesem Beitrag möchten wir unsere Einschätzung zu dem Thema abgeben und auf Potentiale hybrider Architekturen eingehen.

Ersetzt die Datasphere das SAP BW? Gehört das SAP BW noch zur langfristigen SAP-DWH-Strategie?

SAP hat klare Position bezogen: Nein, die Datasphere ist nicht das Ende des SAP BW oder HANA SQL Ansatzes. Zu dem strategischen Data Warehouse Portfolio gehört neben der neuen Datasphere ebenfalls das SAP BW genauso wie HANA SQL. Auch die Fülle der Roadmap des SAP BW lässt kein baldiges „Ableben“ des SAP BW erahnen. Das SAP BW hat zudem eine sehr große Kundenbasis und Fangemeinde, die viel Geld in Ihre Systeme und Know-how investiert hat. Mit dem letzten Release SAP BW/4 HANA erhalten Kunde eine, über sehr viele Jahre, ausgereifte Lösung, die sehr gut funktioniert. 

Grafik - Accelerate Analytics
Abb. 1: SAP Datasphere | isr.de

Mittelfristig, d.h. in den nächsten 3-5 Jahren, erwarten wir daher nicht, dass die Datasphere als strategische Ablöse eines SAP BW positioniert wird. Ob dies auch langfristig so ist, bleibt offen. Die Analytics Cloud hat sich innerhalb weniger Jahre sehr schnell und gut weiterentwickelt. Wenn die Datasphere sich ebenfalls derart schnell weiterentwickelt, wird es spannend. Die Datasphere passt in jedem Fall gut in die Cloud Strategie von SAP und basiert mit der HANA Cloud auf der strategischen SAP-Architektur. 

Potenzielle Szenarien aus heutiger Sicht

Wie genau sich die Datasphere positionieren wird, ist zum heutigen Zeitpunkt noch nicht abschließend klar. Es gibt potentielle Szenarien, welche aufgrund der technischen Basis und bisheriger Erkenntnisse sinnvoll erscheinen. Diese stellen wir im Folgenden näher dar. 

Accelerate Analytics

Kunden können Data Marts klassischer SAP BW Systeme in die Datasphere überführen. Zum einen wird das Reporting durch Replizierung der SAP BW Daten beschleunigt aufgrund des Wechsels in die HANA Cloud. Auf der anderen Seite erhalten Kunden mit der (embedded) Analytics Cloud ein sehr modernes Frontend. Die genannten Mehrwerte stellen sich relativ schnell ein, weil die Anbindung von SAP BW Systemen schnell und einfach machbar ist. 

Das Szenario eignet sich für Kunden, die ein historisch gewachsenes SAP BW System haben und im Prinzip zufrieden sind mit der Datenqualität aber von den o.g. Vorteilen profitieren möchten. Zudem können in der Datasphere die SAP BW Daten erweitert werden um Daten aus anderen Systemen (z.B. S/4, etc.)

Grafik - Accelerate Analytics
Abb. 2: Accelerate Analytics | isr.de

Die Datasphere für Self-Service Data Preparation

Die Datasphere ist sehr anwenderorientiert platziert. Die Datenmodellierung soll nicht mehr nur exklusiv durch die IT durchgeführt werden, sondern ebenfalls durch fähige Mitarbeiter in den Fachbereichen. Die Datasphere als Self-Service Data Preparation Werkzeug? Dies ist bereits heute möglich. Das Space Konzept hilft bei der Containerisierung dieser Fachbereichs-Entwicklungen, wenngleich ein paar Funktionalitäten noch fehlen (z.B. Space-2-Space Kommunikation) die im Laufe des Jahres noch nachgeliefert werden. In diesem Szenario kann die Datasphere eine Erweiterung zu einem SAP BW/4 HANA System sein, welches weiterhin die Aufgabe des zentralen IT-governed Data Warehouse übernimmt.

An unserem Beispiel zeigen wir, wie die Datasphere schon heute gut als Self-Service Data Preparation Werkzeug funktionieren kann. 

Fachbereiche (oder auch Line of Business (LoB)) haben auch in der Vergangenheit bereits den Bedarf nach Self-Service Data Preparation gehabt und dies auch gemacht. Bestenfalls konnte die IT dabei den Fachbereichen spezialisierte Lösungen (z.B. Tableau Data Prep) bereitstellen und hatte dadurch noch die Chance für eine gewisse Governance. Aus Ermangelung an anderen Möglichkeiten, wurden von Fachbereichen aber auch häufig lokale Insellösungen geschaffen, von denen die IT im Zweifel keine Kenntnis hatte (sog. Schatten-IT).

Die Datasphere hat das Potential, eine Brücke zu sein zwischen den IT Bedürfnissen einer guten Governance und dem Wunsch nach Flexibilität durch die Fachbereiche. Die IT stellt dabei zentrale qualitätsgesicherte „Standard-Datenquellen“ bereit. Fachbereiche haben über lokale LoB-Spaces darauf aufbauend die Möglichkeit, eigene Datenmodelle und Logiken zu erstellen. Beide Zielgruppen arbeiten in einem System, aber in unterschiedlichen Spaces. Die schafft Raum für „Verständigung“ aber auch notwendige Flexibilität. Bereits mit der Analytics Cloud hat SAP eine sehr anwenderfreundliche Lösung für Fachbereiche geschaffen, die gut vom Markt angenommen wird. Die Datasphere sehen wir hier als guten nächsten (und notwendigen) Schritt. 

Grafik - Self-Service Data Modeling & Analytics
Abb. 3: Self-Service Data Modeling & Analytics

Die Datasphere als Enterprise Data Warehouse

Zwar ist die Datasphere aktuell noch weit weg von der Möglichkeit ein Enterprise Data Warehouse (EDW) aufzubauen, SAP positioniert die Datasphere aber langfristig ebenfalls als EDW Lösung. Daher sehen wir dieses Szenario mittel- bis langfristig als realistisch an.  Das Space Konzept bzw. Containerisierung kann zu einer stärkeren serviceorientierten DWH-Architektur führen. Ob damit ein vorhandenes SAP BW überflüssig wird oder ob sich das Data Warehouse logisch aus dem SAP BW (oder anderer bisher vorhandener Lösungen) und der Datasphere zusammensetzen wird, bleibt abzuwarten, und wird stark von der jeweiligen Kundensituation abhängen. Die Ausrichtung der Datasphere lässt das Potential erkennen, praktisch gibt es jedoch noch viele funktionale Hürden zu nehmen die für ein EDW notwendig sind. Spannend werden hier die nächsten Monate sein, weil wir mit der Trennung zwischen Business und Data Layer sowie den Data Flows wesentliche Erweiterungen der Funktionen erwarten. 

Beispielhafte Abbildung eines Data Warehouse, in denen Datenbereiche des DWH über Spaces getrennt werden. Dadurch lassen sich bspw. Kommunikationsregeln je Space festlegen.

Die Datasphere für Data Warehouse Virtualization

Die Datasphere bildet in diesem Szenario eine virtuelle Schicht zwischen persistenten Datenhaltungen in angeschlossenen Systemen und dem Analytics Frontend. Sichergestellt werden kann durch die Entkoppelung eine einheitliche Semantik sowie ein zentrales Metadatenmanagement inkl. Data Catalog. Persistenzen werden dagegen vorwiegend von den angeschlossenen Systemen verwaltet. Dies kann bspw. ein SAP BW sein, welches in diesem Fall der Datasphere Data Warehouse Services bereitstellt (KPI Berechnungen, Performante Data Marts etc.). Die virtuelle Schicht ist damit in etwa vergleichbar mit dem Virtual Analytical Layer einer LSA++ orientierten SAP BW Architektur. Neben den Data Warehouse Lösungen, können aber auch andere SAP oder nonSAP-Applikationen wie SAP S/4 HANA angeschlossen werden. Gut kombinierbar ist diese Aufgabe mit der Möglichkeit für Self-Service Data Preparation. Die Datasphere wird für Anwender zu der zentralen Quelle für die Beantwortung analytischer Fragestellungen (Central Access Point). Zudem bietet sich die Chance lokale Fachbereichslösungen wieder „zurück“ in eine kontrollierte Umgebung zu integrieren. 

Datenvirtualisierung ist nach Analysen von BARC und Gartner eines der großen Themen, in das Unternehmen in den kommenden Jahren vor dem Hintergrund einer möglichst flexiblen und agilen Architektur verstärkt investieren wollen.

Im Vergleich zu anderen Anbietern (wie bspw. Denodo) bietet die Datasphere hier deutlich bessere, und vor allem SAP-native, Integrationsmöglichkeiten mit den SAP Cloud- und On-Premise-Produkten, und bietet sich daher gerade für diejenigen Kunden an, die überlegen wie sie mit ihren bestehenden BW/4 oder S/4 Systemen den Schritt in Richtung Datenvirtualisierung und Hybrid-Cloud machen können.

Das Szenario ist bisher nur eingeschränkt umsetzbar. Eingeschränkt deshalb, weil die Trennung zwischen Data und Business Layer noch nicht verfügbar ist und die Metadaten der Quellsysteme in der Datasphere nachgebaut werden müssten. Auch hier werden die nächsten Releases spannend werden, wenn die Model Transfer Connection (Metadaten des SAP BW können ausgelesen werden) sowie der Business Layer eingeführt werden. 

Grafik - Datasphere als Enterprise Data Warehouse
Abb. 4: Datasphere als Enterprise Data Warehouse
Grafik - Data Virtualization
Abb. 5: Data Virtualization

Zusammenfassung

Die Datasphere ist ein spannendes neues Produkt auf dem Markt für SAP DWH Lösungen. Spaces sowie die Trennung von Data und Business Layer sind interessante Konzepte. Auch wenn noch nicht alles geht. SAP hat bereits mit der Analytics Cloud gezeigt, wie schnell sich eine SaaS Lösung weiterentwickeln kann. Bis Ende des Jahres sind zudem sehr spannende Updates geplant. Dies macht neugierig auf die kommenden Entwicklungen und Zukunft der Datasphere. 

Es wird nach unserer Einschätzung aber noch etwas Zeit benötigen, bis mit der Datasphere ein komplexes EDW aufgebaut werden kann. Für das SAP BW spricht, dass es ausgereift ist, eine gefüllte Roadmap hat und sich bereits in sehr vielen Projekten bewährt hat. Zudem gibt es ein klares Commitment der SAP zur langfristigen Perspektive von SAP BW. Daher können empfehlen wir unseren Kunden auch weiterhin ein SAP BW/4 HANA neu einzuführen.

Wird das SAP BW aber langfristig die einzige Data Warehouse Lösung bei Unternehmen sein? Eher nein. Dies hat es vermutlich ohnehin nie gegeben. Man denke nur an lokale Lösungen der Fachbereiche, an lokale Lösungen in Legal Entities oder Data Management Lösungen für Spezialzwecke (z.B. Produktionsorientiertes Data Warehouse). Wir erwarten daher mehr verteilte analytische Architekturen, in denen sich ein SAP BW zurechtfinden muss. Die Datasphere kann hier eine sinnvolle Ergänzung sein. 

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Christopher Kampmann
Senior Manager
SAP Information Management

christopher.kampmann@isr.de
+49 (0) 151 422 05 411

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Die ISR Information Products AG ist Ihr Experte für Analytics, Prozess-Digitalisierung und Application Management. Mit Blick auf die Bedürfnisse namhafter Kunden konzipieren, modernisieren, implementieren und betreuen unsere ca. 250 Mitarbeiter an sechs Standorten IT-Architekturen, Software-Lösungen und IT-Infrastrukturen. Das Ziel: Ihnen die wirtschaftliche Nutzung von Daten zu ermöglichen.

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